Nach der ersten Gestaltung des Bauzauns mit einem Plakat-Konzept von Hans Haacke fand 2022 ein Wettbewerb zur weiteren künstlerisch-grafischen Bespielung statt. In dem von Neuer Nationalgalerie und Kunstbibliothek organisierten eingeschränkten Wettbewerb wählte eine Jury der Museen am Kulturforum drei Entwürfe aus.

Den zweiten Platz im "Kunst am Bauzaun"-Wettbewerb erhielt Daniel Wiesmann / Büro für Gestaltung für einen Entwurf, der ortsbezogene monochrome Farbflächen mit Kurzprosa vereint. 

Zentraler Bestandteil des Entwurfs ist die Arbeit "41 bilder" des Berliner Künstlers Tom Neubauer aus dem Jahr 2018. Sie besteht im Original aus 41 gestempelten Kurztexten, in denen der Künstler auf sehr persönliche Weise seine Umgebung betrachtet, Erlebnisse oder Ideen verarbeitet. Diese Texte, die wie Sinnsprüche oder Haikus als Denkanstöße wirken können, sind im Wechsel mit Farbflächen, rhythmisch über die gesamte Länge des Bauzahns verteilt. 

41 bilder

Abstrakt oder konkret, unscharf oder klar, sind Neubauers Kurztexte auch mehrdeutig und komplex. So passt diese multiperspektivische Arbeit an einen Ort, an dem mit Mitteln der Kunst ein Raum der Reflexion entsteht. Während die Texte auf silberfarbenen Untergrund gestempelt sind, der die Funktion eines Spiegels versinnbildlicht, bezieht sich die subtile Farbpalette der übrigen Zaunflächen auf die Architekturikonen rund um die Baustelle. Die Gelb-, Grau-, Türkis- oder Rottöne der einzelnen Zaunsegmente ergeben ein polyphones Farbecho von Philharmonie, Neuer Nationalgalerie und St. Matthäus-Kirche. Durch die Farbzitate entsteht ein visueller Dialog mit der Nachbarschaft, durch die lyrischen Beobachtungen eine Verbindung zur bald einziehenden Kunst.